Karriere verbunden mit Selbstreflexion und Achtsamkeit

Reschke Portrait

Der Karriereweg von Klaus-Dieter Reschke war bestimmt durch verschiedene berufliche Erfahrungsschätze und den dazu passenden Aus- und Weiterbildungen. Er zeigt auf, warum es wichtig ist, neugierig zu bleiben, dass auch die Work-Life-Balance ein bedeutender Bestandteil im Leben ist und dass die eigenen Ressourcen genutzt werden sollten.

Mit Klaus-Dieter Reschke* sprach Jsabelle Tschanen

Klaus-Dieter Reschke, Sie arbeiten als SAP & Process Expert bei Burckhardt Compression AG. Was sind Ihre Hauptaufgaben?

1998 habe ich die Chance erhalten, als Teilprojektleiter bei der Einführung SAP dabei zu sein. Da ich aus dem Produktionsumfeld stamme, waren die Bereiche Logistik und Produktion einschliesslich verlängerter Werkbank genau jene Bereiche, in denen ich sehr viel lernen, aber auch meine eigenen Erfahrungen einbringen konnte. In der Folgezeit übernahm ich Leitungsfunktionen in diesen Bereichen inklusive in der NC-Programmierung bis hin zum Head of Supply Chain Management mit Fokus auf operativen Einkauf, Ordermanagement und Logistik sowie die AVOR. Ich konnte Prozesse gestalten oder mit einführen. Ein «Geht nicht» gab es für mich nicht, stets galt für mich, alle Funktionen und Möglichkeiten auszuloten.

Heute bin ich nicht mehr in diesen Führungsfunktionen tätig, aber mit meinen Erfahrungen unterstütze ich Kollegen, liefere Auswertungen für Tagesgeschäfte, Daten und Fakten für laufende Projekte und übernehme auch die Koordination und die Schulung der internen Mitarbeiter. In der heutigen Zeit gilt es, auch bestehende Prozesse zu hinterfragen und wenn nötig zu gestalten. Ich kann aus meinem reichen Erfahrungsschatz dazu beitragen, damit wir uns weiter verbessern und die Wünsche unserer Kunden – intern wie extern – befriedigen können.

Sie sind seit langer Zeit Ihrer jetzigen Firma treu. Was hat sie richtig gemacht, um Sie zu halten?

An erster Stelle steht für mich, dass ich immer neugierig und offen für neue Herausforderungen war und die Produkte, die wir herstellen, haben mich von Anfang an begeistert. Wenn Sie damals und heute durch unsere Hallen gehen, sehen Sie den klassischen Maschinen- und Anlagebau. In einer solchen Dichte ist dies aber nicht mehr an vielen Orten der Schweiz vorzufinden. Die Firma Burckhardt Compression hat mir ermöglicht, Dinge zu tun, bevor ich die passende Aus- bzw. Weiterbildung absolviert hatte. Sie hat Möglichkeiten geboten, ohne zuerst nach passenden Qualifikationen zu fragen. Wenn es von den Tätigkeiten und Aufgaben her passte, suchte ich eine entsprechende Weiterbildung. Ich habe immer nach dem Sprichwort gelebt «Jeder Topf braucht einen Deckel». Meine Tätigkeiten füllten meinen Erfahrungstopf und die passende Weiterbildung erachtete ich als den Deckel. So blieb es immer spannend über all die Jahre hinweg und ich bin meiner Firma heute noch dankbar dafür, dass sie mir diese Möglichkeiten geboten hat.

Wie hat die Covid-19-Krise Ihren Arbeitsbereich beeinflusst, mussten beispielsweise Prozesse angepasst werden?

Zu Beginn der Pandemie war es gewöhnungsbedürftig. Wir führten sehr schnell und unkompliziert Home-Office ein. Aufgrund der Verfügbarkeit der Hardware, wurde es schrittweise eingeführt. Für Mitarbeitende in meinem Bereich, die am Arbeitsplatz blieben, führten wir Schichtbetrieb ein, damit die nötigen Sicherheitsabstände eingehalten werden konnten. Unsere Prozesse liefen erstaunlich gut. Es mussten keine Anpassungen vorgenommen werden.

Sie sind in Deutschland geboren und im Alter von 21 Jahren in die Schweiz gekommen. Was waren die Beweggründe, welche Sie dazumal in die Schweiz geführt haben?

Als ich in die Schweiz kam, stand das Ruhrgebiet vor grossen strukturellen Anpassungen. Die Stahlindustrie baute immer mehr Arbeitsplätze ab. Die Kohle war auch nicht das, was ich mir für die Zukunft erhoffte. Also nahm ich die Chance wahr und bewarb mich auf eine Anzeige der damaligen Schweizerischen Lokomotiv- & Maschinenfabrik. Nach einem ersten Vorstellungsgespräch ging es sehr schnell und Mitte 1982 trat ich meinen Job als Konstruktionsschlosser bei der SLM an.

18 Jahre nach Ihrem Lehrabschluss haben Sie das HF-Studium in Angriff genommen. Warum haben Sie sich dafür entschieden und was hat sich durch Ihren Abschluss verändert?

Ab 1986 hat es mich schnell in die Bereiche Logistik und Termindisposition verschlagen. Drei Jahre später absolvierte ich die berufsbegleitende Ausbildung zum Betriebsfachmann. Dies ermöglichte mir, innerhalb des Sulzer Konzerns im Jahr 1990 in die Arbeitsvorbereitung bei Sulzer Burckhardt (ab 2002 Burckhardt Compression) zu wechseln. 1996 übernahm ich dann den Bereich Materialwirtschaft und Materialdisposition. Mein Topf an Erfahrungen füllte sich. Ich brauchte einen neuen Deckel – also entschloss ich mich zum HF-Studium Logistik am Berufsbildungszentrum Dietikon. In diesem Bereich sah ich meine Zukunft und mit der Übernahme von Leitungsfunktionen kam mir dieses generell angelegte Studium sehr gelegen und bot mir das nötige Rüstzeug.

Und was hat Sie dazu veranlasst, zusätzliche Weiterbildungen anzugehen?

Das lebenslange Lernen war für mich keine Phrase. Ich erkannte schnell, dass in einem internationalen Umfeld, in dem Burckhardt Compression tätig ist, es immer wieder Weiterbildungen braucht, um auf dem «State of the Art» zu bleiben. Und ausserdem war meine Neugierde, etwas Neues zu lernen, immer so gross, dass ich stets neue Herausforderungen suchte.

Sie schauen auf eine lange Berufskarriere zurück. Wie haben Sie Ihre Work-Life-Balance in dieser Zeit aufrechterhalten?

Ein sehr grosser Rückhalt ist meine Familie. Meine Frau und ich haben zwei Töchter und zwei Enkelkinder. Die Kinder erwarten auf ihre Fragen Antworten, die sie verstehen und nicht solche aus der Erwachsenenwelt. Wenn man dieses sprichwörtliche Kind in einem nicht vergisst, kann das für einen guten Ausgleich sorgen. Mit den Jahren lernte ich meine Ressourcen sehr gut kennen. Ich habe mich viel mit Achtsamkeit befasst und versucht, dieses Thema immer präsent zu halten. Ich denke positiv. Meine wichtigste Übung ist die Abend-Reflexion. In einem Notizbuch halte ich jeden Abend fest, wofür ich dankbar gewesen bin und was mir Spass gemacht hat. Ich habe aber auch notiert, was nicht perfekt gelaufen ist und wie ich das verbessern möchte. Der Fokus auf das Positive wird verstärkt und gleichzeitig arbeite ich an Verbesserungen bei negativen Punkten. Ich lebe nach dem Grundsatz «Bereue nicht deine Taten, sondern akzeptiere die Konsequenzen». Denn im gewissen Sinne sind wir alle die Konsequenzen anderer (von Wallace Stegner).

Und was können Sie diesbezüglich neu abschliessenden HF-Diplomierten mit auf den Weg geben?

Wichtig ist, Beharrlichkeit im Verfolgen seiner eigenen Ziele zu zeigen und durch Rückschläge, die es zweifellos geben wird, sich nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Mein Werdegang zeigt, wie wichtig lebenslanges Lernen noch werden wird. Denn die Schnelligkeit, mit der sich unser Leben verändert, müssen wir aufnehmen können. Um bestehen zu können, braucht es Eigeninitiative, Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Mut, Disziplin und Kreativität. Diese Tugenden benötigt man im beruflichen wie auch im privaten Bereich. Und – stärke deine Achtsamkeit.

Sie sind seit 2001 Mitglied im ODEC. Was waren Ihre Überlegungen, unserem Verband beizutreten und wie konnten Sie profitieren?

Nur eine starke Organisation kann die Interessen ihrer Mitglieder vertreten. Ich konnte mein Diplom im Register HF registrieren lassen und trat gleichzeitig bei EurEta ein. Profitieren konnte ich zudem von den Titeln und den dazugehörigen Bescheinigungen. Die Salärerhebungen sind immer wieder sehr interessant und gut aufbereitet sowie die Newsletter, die zahlreichen Vergünstigungen bei Geschäften, Versicherungen etc.

Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft?

Als Erstes, gesund zu bleiben. Dann, dass unsere Gesellschaft es nicht verpasst, auch für folgende Generationen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen. Dass die Schweiz mit ihren Tugenden den Platz in der Welt behaupten und mit gutem Beispiel für andere vorangehen kann, wir haben die besten Voraussetzungen dafür. Dass junge Berufsleute nicht immer nur Karriere und Geld
im Kopf haben, denn ich erachte es als wichtiger, den richtigen Beruf zu wählen als im falschen immer wieder nach Ausreden suchen zu müssen. Der richtig gewählte Beruf kann zu Zufriedenheit führen. Nicht nur beruflich, auch privat lässt einem das sehr viel Spielraum, sich zu entwickeln.


*Steckbrief

Name: Klaus-Dieter Reschke

Jahrgang: 1961

Wohnort: Bachenbülach

ODEC-Mitglied: seit 2001

Aktuelle berufliche Tätigkeit: SAP & Process Expert bei Burckhardt Compression AG

Lehre: Betriebsschlosser

HF-Studium: Logistik, HF Dietikon

Weiterbildung: Businessprozess & Logistikmanagement, Supplier Quality Manager / Supplier Auditor

Hobbys: Familie, Sport, Lesen, Fotografie, Achtsamkeit