Einblick in die Welt der Hotellerie und Gastronomie

Hotellerie und Gastronomie sind im stetigen Wandel. In diesem dynamischen Umfeld sind Führungspersönlichkeiten gefragt, die Fachwissen, Innovationsgeist und emotionale Intelligenz vereinen. Zwei Expertinnen, Christa Augsburger, Direktorin der SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern, und Beatrice Schweighauser, Director Academic Programs/Mitglied der Geschäftsleitung EHL Campus Passugg, erklären, wie die Ausbildung auf diese Herausforderungen vorbereitet und welche Perspektiven sich für Absolventinnen und Absolventen eröffnen.
Von Kay Uehlinger
Die beiden Expertinnen beschreiben HF-Absolventinnen und -Absolventen aus der Hotellerie-Gastronomie als vielseitig qualifizierte Allrounder, die in der Lage sind, ganzheitlich zu denken und Führungsverantwortung zu übernehmen. Damit seien sie nicht nur befähigt, gastgewerbliche Betriebe zu leiten, sondern diese auch aktiv weiterzuentwickeln. «Sie bringen umfassendes Fachwissen in den Bereichen Hotellerie, Gastronomie und Gästebetreuung mit, ergänzt durch solide betriebswirtschaftliche Kenntnisse und praxisnahes Management-Know-how», erklärt Beatrice Schweighauser. Besonders betont werden ihre starken kommunikativen und führungsbezogenen Fähigkeiten sowie ihre interkulturelle Kompetenz – eine Schlüsselqualifikation im heutigen global ausgerichteten Umfeld.
«Zu ihren zentralen Kompetenzen gehört die Fähigkeit, Hotel- und Gastronomiekonzepte zu analysieren, zu planen und gezielt auf die sich wandelnden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technologischen Rahmenbedingungen abzustimmen. Sie erkennen die Bedürfnisse von Gästen, Partnern und Mitarbeitenden und leiten daraus innovative Angebote ab», erzählt uns Christa Augsburger.
Weiter sagt sie, dass sie als Führungspersönlichkeiten Verantwortung für die Organisation des Betriebs, die Führung von Mitarbeitenden, das Finanzmanagement sowie die strategische Vermarktung übernehmen. «Sie gestalten Strukturen, fördern die Zusammenarbeit und sorgen dafür, dass betriebliche Ziele effizient erreicht werden.»
In der Schweiz als auch international gefragte Führungspersönlichkeiten
«Absolventinnen und Absolventen der Höheren Fachschule Hotellerie-Gastronomie schlagen ganz unterschiedliche Karrierewege ein – genau das zeigt, wie vielfältig und chancenreich diese Ausbildung ist», sagt Christa Augsburger. Ob Stadthotellerie, Berghotel, Catering, Eventmanagement, Tourismus, Systemgastronomie oder verwandte Dienstleistungsbereiche: die Ausbildung eröffne vielseitige Karrierewege in der Schweiz und weltweit.
Andere würden auch den Schritt in die Selbstständigkeit wagen und eröffnen eigene Boutique-Hotels oder setzen kreative gastronomische Konzepte um, wie Augsburger erklärt. «Auch im Event- und Cateringmanagement finden sich spannende Aufgabenfelder, die organisatorisches Talent und einen Blick fürs Detail erfordern. Zudem bieten sich zahlreiche Chancen im Tourismusmanagement oder bei Destination-Management-Organisationen, wo das Gestalten von Gästeerlebnissen im Fokus steht.» Darüber hinaus sind die Absolventinnen und Absolventen auch hervorragend für administrative Abteilungen in Hotels geeignet – sei es im Marketing, in der Finanzabteilung oder im Human Resources. Viele entscheiden sich auch für eine Karriere als Teamleitung in operativen Bereichen, zum Beispiel als Front Office Supervisor oder in der Leitung von Housekeeping und Service.
Pandemie, Digitalisierung – eine Branche im Wandel
Beide Expertinnen stimmen zu, dass sich die Branche zwar stets im Wandel befindet, sich jedoch in den letzten fünf Jahren doch stark verändert habe. Besondere Herausforderungen waren und sind die Digitalisierung und Automatisierung sowie die Pandemie.
Gleichzeitig seien auch die Themen Nachhaltigkeit und ein wachsendes Umweltbewusstsein dazugekommen. Die Unterrichtsformen wurden demnach auf diese hin angepasst und nehmen in der Ausbildung eine wichtige Rolle ein.
Was birgt die Zukunft?
Wie in anderen Branchen oft üblich, entstehen neue Chancen durch die Fortschrittlichkeit der künstlichen Intelligenz. «Künstliche Intelligenz wird in der Hotellerie künftig eine immer wichtigere Rolle spielen», ist sich Schweighauser sicher. Sie erleichtere beispielsweise Gästedatenanalysen, ermögliche personalisierte Angebote und unterstütze automatisierte Dienstleistungen.
«Gleichzeitig hat uns die Auseinandersetzung mit KI deutlich vor Augen geführt, wo unsere Branche weiterhin auf den Menschen angewiesen ist: in der zwischenmenschlichen Begegnung, im Gespür für Gäste und im Führen von Teams», meint Augsburger. Deshalb würden die Sozial- und Führungskompetenzen gezielt gefördert, weil diese Fähigkeiten in Zukunft noch wichtiger werden würden. Dieser Aussage pflichtet auch Schweighauser bei und sagt: «Der Mensch steht weiterhin im Zentrum. Kein technisches System kann die persönliche Betreuung und das emotionale Erlebnis ersetzen – gerade in der Hospitality ist die zwischenmenschliche Komponente unverzichtbar.»
«Ein weiterer Aspekt, der die Zukunft der Branche prägt, ist der Fachkräftemangel», sagt Schweighauser. Für zukünftige Hoteliers sei es daher nicht nur entscheidend, Gäste zu gewinnen und langfristig zu binden, sondern auch qualifizierte Mitarbeitende zu finden und zu halten. «Ein angenehmes Arbeitsklima, das auf Wertschätzung und Motivation basiert, ist entscheidend, um die Zufriedenheit und Loyalität des Teams zu stärken.»
Doch es gäbe nicht nur Schattenseiten, die der Fachkräftemangel hervorgebracht habe, ist Augsburger der Meinung. «Ich nehme wahr, dass die Branche enger zusammengerückt ist und das Thema Führung bewusster und aktiver angegangen wird. Viele Betriebe arbeiten gezielt an ihrer Kultur, an ihrer Arbeitgeberattraktivität – und das trägt langfristig zum positiven Ruf unserer Branche bei.»
Zum Ende hin weisen die beiden Expertinnen nochmals aus, dass es für sie wichtig ist, dass die Absolvierenden nicht nur auf die heutigen, sondern auch auf zukünftige Herausforderungen bestens vorbereitet sind.
Serie «Vorstellung von Fachrichtungen HF»
Es gibt über 55 HF-Fachrichtungen, alle mit hohen Ausbildungsstandards. In jedem Bulletin stellen wir eine davon vor.