Mitarbeiterfluktuation – Ursachen und Lösungen

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Durch die erhobenen Daten innerhalb unserer ODEC-Studie werden Beweggründe für die Abwanderung von HF-Diplomierten und -Studierenden ersichtlich. Das Wissen über spezifische Bedürfnisse und Erwartungen vereinfacht es, notwendige Strukturen zu schaffen, damit diese wertvollen HF-Mitarbeitenden der Firma erhalten bleiben.
 

Von Urs Gassmann und Kay Uehlinger
 

Um als Firma erfolgreich zu sein, braucht es gute Mitarbeitende. Doch genau dies möchten andere Firmen auch. Für das Personalwesen gehört es zu den Kernaufgaben, neue Mitarbeitende zu akquirieren und bestehende zu halten. Denn sie ungewollt an eine andere Firma zu verlieren, ist schmerzhaft und teuer. Bei einigen Firmen kann dies auch zu einer massiven Mehrbelastung für verbleibende Angestellte führen. Im schlimmsten Fall zu einer Belastungsspirale.

Bei grösseren Mitarbeiterfluktuationen sind Überlegungen angebracht, was geboten werden muss, um sie zu halten. Welche weiteren Benefits neben den monetären können noch angeboten werden, um Arbeitnehmende «bei der Stange» zu halten? Überlegungen zu den Gründen der Stellenwechsel werden erst zu einem späteren Zeitpunkt oder oft auch zu spät angegangen.

Viele Verantwortliche sehen die Auseinandersetzung mit neuen Angeboten als einfacher und weniger belastend an, als die Probleme innerhalb der eigenen Firma zu suchen. Wer nachhaltig etwas verändern will, hält nicht nur Ausschau nach zusätzlichen Mitarbeitenden, sondern auch danach, wie bestehende gehalten werden können.

«Was sind die Hauptgründe, die einen Stellenwechsel fördern?»

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Dieser Frage sind wir in unserer HF-Studie nachgegangen (Abb. 1). Meist genügt nicht ein einzelner Grund für den Wunsch nach einem Stellenwechsel. Eine Kumulation verschiedener, teilweise auch nebensächlicher Gründe bringt das Fass definitiv zum Überlaufen. Bei den HF-Diplomierten sind die Hauptgründe klar: «schlechtes Vorgesetztenverhalten», gefolgt von «schlechtes Arbeitsklima» und «mangelnde Wertschätzung». Mit nochmals Abstand folgt «eintönige Tätigkeit», «nicht zufriedenstellendes Gehalt» und «schlechter Kollegenzusammenhalt». «Arbeitsplatz nur mit Privatfahrzeug erreichbar» und «keine Homeoffice-Möglichkeit» sind hingegen kein Hauptgrund für einen Stellenwechsel.

Wer Studierende – oder solche, die gerade ihr HF-Studium beendet haben – behalten will, muss dafür sorgen, dass das Gehalt zufriedenstellend ist, es Aufstiegsmöglichkeiten gibt und ein gutes Arbeitsklima herrscht. Die zwei erstgenannten Gründe sind meist auch Treiber dafür, ein Studium zu starten. Aber auch das Vorgesetztenverhalten hat grossen Einfluss.

Interessant ist, dass diejenigen Gründe, die wenig Einfluss auf einen Stellenwechsel haben, bei HF-Diplomierten und -Studierenden dieselben sind und gleich gewertet werden.

Im Folgenden wird auf einige Auswertungen eingegangen, die deutliche Abweichungen vom Mittelwert aufweisen:

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Mit steigendem Alter verändern sich die Gründe

Wer junge Mitarbeitende mit einem HF-Abschluss beschäftigt, muss sich bewusst sein, dass, wenn keine Aufstiegsmöglichkeiten geboten werden und das Gehalt nicht zufriedenstellend ist, zwei gewichtige Gründe bestehen, um sich nach einer neuen Anstellung umzuschauen. Die Wichtigkeit des Vorgesetztenverhaltens verändert sich im Alter nur sehr leicht und wird über verschiedene Altersgruppierungen hinweg gefordert (Abb. 2).

Einzelne Branchen haben verschiedene Gründe

Das Gehalt ist wichtig. Ein nicht zufriedenstellendes Gehalt fördert aber im Bereich Tourismus und Hotellerie/Beherbergung den Stellenwechsel stärker als beispielsweise im Gesundheitswesen oder Maschinen/Apparate. Auch ein langer Arbeitsweg befeuert im Bereich Tourismus eher einen Stellenwechsel. In den anderen Bereichen spielt dieser Grund eine untergeordnete Rolle (Abb. 3).

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Daraus lässt sich beispielsweise die Hypothese erstellen: Wenn die Fluktuation im Bereich Hotellerie/Beherbergung hoch ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die gewünschte Wertschätzung fehlt, ebenfalls hoch. Hier könnte beispielsweise angesetzt werden, um einen Wechsel des Arbeitsplatzes zu verhindern.

Zu wissen, was bei den Mitarbeitenden einen Stellenwechsel fördert, kann der Firma Geld sparen und bei allen bestehenden Angestellten die Nerven schonen.

Veränderungen seit der Corona-Pandemie

Beim Vergleich der aktuellen Auswertungen mit der Studie von vor zwei Jahren zeigt sich, dass die meisten Faktoren, die zu einem Stellenwechsel anregen, weitgehend unverändert geblieben sind. Allerdings haben zwei Aspekte eine signifikante Zunahme erfahren: «Arbeitsort ausschliesslich mit Privatfahrzeug erreichbar» und «schlechtes Image des Arbeitgebers» hatten vor zwei Jahren kaum Einfluss, sind jedoch in diesem Jahr für die HF-Diplomierten und -Studierenden wichtiger geworden.


Laufend stellen wir unter www.odec.ch/hf-wissen neue Auswertungen und kündigen diese in unserem Newsletter als auch auf unseren sozialen Netzwerken an.